Grundlegend für die Ausgestaltung von familienbezogener Beratung sind Vorstellungen von Familie, ihrer Funktion, ihren Leistungen und Fehlleistungen, ihren Möglichkeiten und Bedarfen. In den unterschiedlichen Bereichen der Fachberatungen, pädagogischen Angeboten und Diensten im Bereich Familienberatung bleibt häufiger zunehmend unklar, welche normativen Vorstellungen von einer „guten“ Familie und von gelingenden Familienbeziehungen als Zielvorstellungen auf beiden Seiten vorliegen (vgl. Jurczyk & Thiessen 2011). Für die pädagogischen Angebote rund um Großwohnsiedlungen hat diese Beobachtung aufgrund der großen Heterogenität der Bewohnerschaft eine besondere Implikation. Familienleitbilder können mit Diabaté und Lück (2014: 56) beschrieben werden als „ein Bündel aus kollektiv geteilten bildhaften Vorstellungen des ‚Normalen‘, das heißt von etwas Erstrebenswertem, sozial Erwünschtem und/ oder mutmaßlich weit Verbreitetem, also Selbstverständlichem“. Das heißt, Leitbilder stellen zentrale Orientierungen im Alltag dar. Auf welcher Basis, mit welchen leitenden Vorstellungen von Familien beraten Fachkräfte im Zusammenhang mit dem Thema Familie? Und welche individuellen Familienleitbilder haben die Bewohner*innen des Quartiers selbst? Nach einer Einführung in das Thema „Familienleitbilder“ werden in dieser Transferwerkstatt die Ergebnisse zweier Befragungen aus dem POMIKU-Projekt vorgestellt: Eine qualitative Teilstudie untersuchte erstens die Familienbilder von Fachkräften (n = 10), mit einer standardisierten Befragung wurden zweitens die leitenden Familienbilder der Bewohner*innen selbst abgefragt (n = 107). Schwerpunkt der Veranstaltung soll ein Austausch mit den Teilnehmenden sein, unter anderem zu den Fragen: Wie lassen sich Erfahrungen mit fremden und eigenen Familienleitbildern einordnen? Welche berufspraktischen Implikationen ergeben sich möglicherweise aus diesen Erfahrungen?